Praktische Tipps und Hinweise zur Auswahl der ersten antiretroviralen Therapie
J. Brust
Der Beginn der ART stellt den behandelnden Arzt und den in die Entscheidung einbezogenen Patienten vor die Frage, welche Therapie am besten für den Therapiestart ist.
Es gibt nicht DIE eine, am besten wirksame und am besten verträgliche Medikamenten Kombination.
Tatsächlich sind die Unterschiede in der Wirksamkeit marginal und der Therapieerfolg ist viel entscheidender von der Zuverlässigkeit der Medikamenteneinnahme (Adhärenz) abhängig. Auch die Verträglichkeit ist von Patient zu Patient unterschiedlich.
Die Leitlinien helfen hier nur bedingt weiter. Sie benennen unter Berücksichtigung der Bequemlichkeit der Einnahme, der Anzahl der Tabletten und der möglichen Nebenwirkungen besonders zu empfehlende Therapien, aber auch in dieser Kategorie gibt es immer mehrere gleichwertige Optionen.
Auch dieser Leitfaden verzichtet bewußt auf die Bevorzugung einiger weniger Therapiekombinationen, da die Entscheidung für eine Kombination immer individuell zu treffen ist.
Die beste Therapie ist nicht die theoretisch wirksamste, sondern die, die der Patient am zuverlässigsten einnehmen kann.
Dies bedeutet, dass zahlreiche Faktoren in die Wahlentscheidung einbezogen werden müssen.
Vor Behandlungsbeginn sollte ein genotypischer Resistenztest erfolgen, da in Deutschland bei ca. 10% der Patienten bereits resistente HIV Varianten nachweisbar sind.
In der Praxis hat es sich bewährt, den Patienten, der möglicherweise bereits durch Freunde und Bekannte vorab informiert ist, zu fragen, ob er bereits eine Präferenz hat oder bestimmte Medikamente eher nicht einnehmen will. Es hat im Hinblick auf die Bedeutung einer guten Adhärenz keinen Sinn, einem Patienten eine Substanz aufzudrängen, gegen die er eine Abneigung oder Vorurteile hat.
Danach müssen folgende Fragen geklärt werden:
- Passt das Therapieregime zur beruflichen und sozialen Situation des Patienten (Problem Schichtarbeit)
- Sind für den Patienten eine once daily Einnahme oder eine möglichst geringe Tablettenzahl wichtig?
- Lebt und arbeitet er in einem regelmäßigen Rhythmus oder ist der Tagesablauf eher chaotisch?
- Liegen Begleiterkrankungen vor und werden Dauermedikamente eingenommen die weitere Einschränkungen durch Toxizitäten oder Medikamenteninteraktionen verursachen könnten?
- Unbedingt sollte auch in der Anamnese nach dem Gebrauch von Lifestyle Drogen und Medikamenten gefragt werden, da hier zum Teil lebensbedrohliche Wechselwirkungen auftreten können.
Wichtige Kontraindikationen: |
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HLA B5701 pos. |
kein Abacavir
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Schwangerschaft geplant |
kein Efavirenz, kein Dolutegravir, keine Medikamente mit Cobicistat Booster
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Protenenpumpenhemmertherapie |
kein Rilpivirin
Vorsicht bei Atazanavir |
HIV Subtyp 2 |
Achtung: NNRTIs, Amprenavir, Nelfinavir und Fusionsinhibitoren sind unwirksam |
ART und Begleitkrankheiten |
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Hochreplikative Hep. B oder Hep.C |
Vorsicht mit Nevirapine und geboosterten PIs
Bei behandlungsbed. Hep.B Truvada bevorzugt (zwei wirksame Substanzen gegen Hep.B)
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Schlafstörungen, Depression, Psychosen |
Vorsicht mit Efavirenz |
Niereninsuffizienz |
Vorsicht mit Tenofovir
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HIV Encephalopathie |
Gut liquorgängige Substanzen bevorzugen |
Chronische Diarrhoe |
Vorsicht mit Lopinavir/Ritonavir
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Diabetes mellitus |
Vorsicht mit geboosteten PIs |
Myokardinfarkt/KHK |
Vorsicht mit Proteinaseinhibitoren (Verschlechterung des Lipidprofils, Begünstigung einer Gefäßsklerose) |
Wichtige Medikamentenwechselwirkungen |
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PPI Therapie |
verminderte Aufnahme von Rilpivirin (absolute) und Atazanavir (relative Kontraindikation) |
Gebrauch von Viagra/Levitra/Cialis |
Ritonavir und Cobicistat erhöhen die Wirkspiegel deutlich |
Gebrauch von Exstacy |
Ritonavir und Cobicistat erhöhen die Wirkspiegel deutlich |
Hypericineinnahme |
Abschwächung der Wirkung von geboosterten PIs |
Methadonsubstituiton |
Nevirapine und in geringerem Ausmaß auch geboostete PIs erfordern Dosisanpassung des Methadons |
Simvastatin
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Ritonavir und Cobicistat erhöhen den Wirkspiegel
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CD4 > 400(w), >250(m) |
erhöhte Hepatotoxizität von Nevirapine möglich |
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