Behandlung von HIV1-positiven Kindern
Seit 1993 sind in der BRD 239 HIV1-positive Kinder im Alter von 1-14 Jahren bzw. 588 Kinder im Alter bis 19 Jahre dem Robert-Koch-Institut gemeldet worden. Da in der Zeit vor 1993 Doppelmeldungen nicht als solche identifiziert werden konnten, sind die Daten vor 1993 wenig verlässlich. Bei Annahme ähnlicher Zahlen vor 1993 wie danach sowie Einschluss nicht erfolgter Meldungen muss von 300-400 HIV1-positiven Kindern in der BRD ausgegangen werden.
Vor der Entwicklung der ersten HIV1-Medikamente verstarb ein Drittel der HIV1-infizierten Kinder im ersten -, ein weiteres Drittel bis zum 5. Lebensjahr und die restlichen Kinder danach. Mit den derzeitigen Therapiemöglichkeiten werden voraussichtlich alle Kinder mindestens das 50.-70. Lebensjahr erreichen.
Therapiesäulen bei der Behandlung HIV1-positiver Kinder:
- Antiretrovirale Therapie
- Impfungen
- (Therapie opportunistischer Erreger)
- (Pneumocystis jirovecii Prophylaxe)
- (monatliche Immunglobulingaben)
Vor der Ära der antiretroviralen Therapie waren die Behandlung opportunistischer Erreger, die Pneumocystis jirovecii Prophylaxe und die monatliche Immunglobulintherapie die einzigen Möglichkeiten die Prognose HIV-infizierter Kinder zu verbessern. Heute dagegen werden diese Maßnahmen nur noch in Ausnahmefällen, wie z.B. bei sehr schlechtem Immunstatus zu Beginn oder bei Versagen der antiretroviralen Therapie eingesetzt. Regeneriert sich das Immunsystem unter antiretroviraler Therapie können diese supportiven Therapien bald beendet werden (daher hier in Klammern). Die Regeneration des Immunsystems ist sogar so vollständig, daß erfolgreich geimpft werden kann.
Seit 1995 organisierten sich die Behandler HIV1-positiver und HIV1-exponierter Kinder in der Pädiatrischen Arbeitsgruppe AIDS (PAAD). Die einmal jährlichen Arbeitstreffen mit Beteiligung aus Österreich waren wegen der Teilnahme von Gynäkologen, Labormedizinern und Virologen interdisziplinär und dienten der Weiterbildung sowie der Konzeption von Studien und Leitlinien.
Alle Informationen im Zusammenhang mit HIV-exponierten und HIV-positiven Kindern und Adressen der großen Behandlungszentren für diese Kinder sind auf der homepage der PAAD unter www.kinder-aids.de nachzulesen.
Die im Abschnitt 3c Antiretrovirale Therapie aufgeführten Empfehlungen zur antiretroviralen Therapie bei HIV1-infizierten Kindern aus dem Jahre 2019 (Internetadresse: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/048-011.html/ ) entstammen (wie die früheren von 1998 + 2000+ 2006+ 2011) aus der Arbeit einer Konsensusgruppe der PAAD.
|