Analkarzinom - Übersicht
Franz Mosthaf
Aufgrund der ausgesprochen hohen und weiter zunehmenden Inzidenz des Analkarzinoms hat die DAGNAE-Kerngruppe HIV und Onkologie folgende Empfehlungen erarbeitet. Diese wurden im Deutschen Ärzteblatt am 16.04.2004 veröffentlicht (Mosthaf et al 2004):
Eine regelmäßige Tumorvorsorge im Sinne eines Screenings, analog zum Cervixkarzinom der Frau, ist bei HIV-Infizierten sinnvoll. HPV-assoziierte Erkrankungen, wie Condylomata accuminata, weisen auf ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Analkarzinomen hin (Palefsky et al. 2000, Frisch 2002). Da in der Regel zwischen HIV/HPV-Infektion und der Manifestation des Analkarzinoms eine mehrjährige Latenzphase liegt, hat die Tumorvorsorge einen hohen Stellenwert.
Screening bzw. Diagnostik des HIV-assoziierten Analkarzinoms
Situation |
Empfehlung |
Bei Erstvorstellung des Patienten |
immer Inspektion von Genitale und Anus einschließlich rektal digitaler Untersuchung |
Bei klinisch unauffälligem Befund |
einmal pro Jahr Kontrolle mit Inspektion von Genitale und Anus einschließlich rektal digitaler Untersuchung |
Bei anogenitalen oder auch oralen spitzen Kondylomen oder anderen klinischen Auffälligkeiten wie nicht heilenden Analfissuren, Schmerzen, Blut- oder Schleimabgang |
zusätzlich Ano/Proktoskopie - in der Regel in Narkose, gegebenenfalls mit Biopsie für Histologie und HPV-Nachweis. Falls möglich Endosonogrphie. Evtl. zusätzlich Infektions-Serologie (Syphilis, Chlamydien, etc.) |
Therapie und Nachsorge des HIV-assoziierten Analkarzinoms
Bei analem Carcinoma in situ: |
→ Exzision im Gesunden, mindestens jährliche Kontrolle mit Ano/Proktoskopie |
Bei manifestem Analkarzinom: |
nur bei Analrandkarzinom T1-2, N0, gut differenziert → lokale Excision.
Sonst: → Radiochemotherapie ( s. unten)
mindestens jährliche Kontrolle mit Ano/Proktoskopie |
Bei Tumorrezidiv*:
*definitive Remissionsbeurteilung frühestens 26 Wochen nach Therapiebeginn |
→ Operation, falls möglich kontinenzerhaltend |
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