Nachsorge der HIV1-exponierten Kinder auf Langzeitwirkungen der intrauterinen und postnatalen antiretroviralen Therapie
Da Retrovir® erst seit 1994 zur Verhinderung der Mutter-Kind-Übertragung von HIV1 eingesetzt wird, liegen inzwischen nur Daten über mittelfristige Nebenwirkungen (z.B. Carcinogenität) über einen Zeitraum von 20-25 Jahren vor. In den entsprechenden Studien ergaben sich keine Unterschiede zwischen Kindern, die mit Retrovir® therapiert wurden und solchen, die keine Transmissionsprophylaxe erhalten hatten.
Nur in einer französischen Untersuchung wurden bei 18 Kindern nach antiretroviraler Prophylaxe von Mutter und Kind mit Retrovir® (5 Kinder) und bei Prophylaxe mit Retrovir® + Epivir® (13 Kinder) eine mitochondriale Toxizität diagnostiziert.
Eine daraufhin in den USA erfolgte Nachuntersuchung von Todesursachen von über 20.000 HIV1-exponierten Kindern mit und ohne antiretrovirale Prophylaxe konnte keine erhöhte Todesrate z.B. durch mitochondriale Toxizität entdecken. In einer weiteren Auswertung der HIV1-exponierten Kinder im Alter von 18 Monaten in Frankreich zeigten sich bei 12- von 2644 HIV1- und ART- (mind. 1 Medikament) exponierten Kindern nachweislich Mitochondropathien. Dies entspricht einer 18-Monats-Inzidenz 0,26%, die gegenüber der normalen 18-Monats-Inzidenz von 0,01% der Mitochondropathien in Frankreich deutlich erhöht ist.
Da inzwischen immer mehr HIV1-positive Frauen unter diversen antiretroviralen Kombinationstherapien schwanger werden, ist auch bei fehlendem Infektionsnachweis eine langjährige Nachsorge zur frühzeitigen Aufdeckung möglicher Spätschäden (z.B. Malignome) der intrauterinen und postnatalen Exposition gegenüber antiretroviralen Medikamenten indiziert.
Um langfristige Schäden erfassen zu können, ist eine möglichst lange Nachsorge der Kinder (z.B. alle 2 Jahre) unabdingbar. |